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Paul Neumann (Ehrenbürgermeister der Gemeinde Stelle) berichtet:

Als ich 1946 als Vertriebener nach Stelle kam, lernte ich als erste Steller zwei Männer kennen, die – wie sich herausstellte – Ratsherren der SPD waren: Hermann Hartig und Heinrich Grube.
Sie hatten als Mitglieder des „Wohnungsausschusses“ die unangenehme Aufgabe, bei Hauseigentümern für Flüchtlinge und Vertriebene Wohnraum zu beschlagnahmen.

Ich lernte also schon recht früh, dass es in Stelle einen Ortsverein der SPD gab.

Die politischen Parteien waren bereits 1945 mit Hilfe der britischen Besatzungsmacht ins Leben gerufen worden: SPD, CDU, LDP (später FDP) KPD, NLP (später DP).
Aber schon vor 1933 gab es in Stelle einen Ortsverein der SPD, wenn auch Unterlagen nur spärlich zur Verfügung stehen.
Nach der Wiedergründung 1945 fanden sich zunächst ehemalige Mitglieder wieder ein. Außerdem stießen ausgebombte Hamburger, die in Stelle wohnten, dazu – und bald auch Vertriebene und Flüchtlinge, die in Stelle eine neue Heimat gefunden hatten.

Da ich aus einer sozialdemokratischen Familie stammte – Großvater schon vor 1900 SPD-Mitglied, Vater seit 1932 – war es für mich nur nahe liegend, auch der SPD beizutreten. 1948 wurde ich Mitglied. Der damalige SPD-Ortsverein Stelle – es gab übrigens auch einen SPD-Ortsverein in Ashausen – war keine „Massenorganisation“. Bei damals 2000 – 2500 Einwohnern waren vielleicht 25 – 30 Steller Einwohner in der SPD.

Es gab jedoch seit den ersten Kommunalwahlen SPD-Ratsfraktionen in Stelle, Ashausen und Achterdeich. Namen wie Hartig, Grube, Baumann, Höhne, Kramer und Zaddach sind alten Stellern vielleicht noch in Erinnerung, genauso wie z. B. Erich Wilkenloh in Ashausen oder Hugo Offen in Achterdeich.

Die Wahlergebnisse von damals liegen mir leider nicht mehr vor. 1960 saßen drei Sozialdemokraten im Gemeinderat, 1964 waren es fünf, und 1986 zählte die SPD-Ratsfraktion bereits sieben Mitglieder und stellte mit Paul Neumann den Bürgermeister.

1972 zog die SPD-Fraktion mit 10 Ratsmitgliedern in das Rathaus ein. Bürgermeister wurde zunächst Hermann Hartig (SPD), dann Meinhard Molis (SPD) und Günter Frömming (SPD).

1976 verloren die Sozialdemokraten für 10 Jahre die Zustimmung der Bürger zu ihrer Politik – wahrscheinlich auch, weil man in der Legislaturperiode 1972-1976 drei Bürgermeister verschlissen hatte.

Von 1986 bis 1996 war die SPD – bei veränderter Parteienlandschaft – mit 9 Ratsmitgliedern – davon 3 Frauen – im Rat vertreten und stellte mit Paul Neumann den Bürgermeister. Seine Stellvertreter waren Dr. Hans Hirschleber (FWG) und Siegmar Gmerek (SPD).

Das Leben des Ortsvereins der SPD entwickelte sich ebenfalls weiter. 1971 zählte der Ortsverein Stelle ca. 45 Mitglieder, der Ortsverein Ashausen ca. 25 Mitglieder.

Nach der Gemeindegebietsreform wurden auch die SPD-Ortsvereine Stelle und Asshausen zusammengeschlossen; die Mitglieder aus Achterdeich und Fliegenberg waren schon seit Jahren Mitglied im Ortsverein Stelle. Heute (Stand April 2011) zählt der Ortsverein Stelle 81 Mitglieder.

In den Jahren 1971/72 bis 1983 war der SPD-Ortsverein Stelle Ausgangspunkt einer aktiven Winterschularbeit für den damaligen Unterbezirk Lüneburg-Harburg. In sieben Orten des Unterbezirks nahmen an „Kommunalpolitischen Seminaren“ wöchentlich ca. 450 SPD-Mitglieder teil; zusätzlich fanden bildungspolitische, sozialpolitische und wirtschaftspolitische Seminare statt, die ebenfalls gut besucht waren.

In den darauf folgenden Jahren fanden neben parteiinternen Versammlungen zahlreiche Veranstaltungen des „Politischen Clubs“ statt, in denen jeweils aktuelle politische Themen mit qualifizierten Referenten behandelt wurden.

Bei der letzten Kommunalwahl im September 1986 errang die SPD Stelle sieben Mandate und stellt damit nach der CDU die zweitstärkste Fraktion im Rat der Gemeinde Stelle.


Paul Neumann